Obwohl die Preise für Wohnimmobilien in den 127 größten deutschen Städten in den vergangenen Jahren gestiegen sind, gibt es nach wie vor kaum Hinweise auf eine landesweite Immobilienpreisblase. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervor.
Demnach waren Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr zwar um etwa 54 Prozent teurer als sieben Jahre zuvor, Eigenheime kosteten 38 bis 45 Prozent mehr und für Grundstücke mussten Käufer sogar 64 Prozent mehr Geld auf den Tisch legen. Dennoch gebe es höchstens regional begrenzte Übertreibungen in Teilmärkten, etwa im relativ kleinen Segment des Geschosswohnungsneubaus. „Ein spekulatives Anlegerverhalten, das beispielsweise in den USA eine schwere weltwirtschaftliche Krise ausgelöst hat, ist in Deutschland nicht zu beobachten“, sagt DIW-Ökonom Claus Michelsen, der die Studie gemeinsam mit Konstantin Kholodilin verfasst hat. „Die Preise steigen zwar weiter kräftig an – das ist aber weitgehend durch die ebenfalls kräftige Entwicklung der Mieten gedeckt. Für die Politik bedeuten die Ergebnisse aber keineswegs, dass sie sich beruhigt zurücklehnen darf“, so Michelsen. Zwar habe die Politik der Finanzmarktaufsicht zuletzt mehr Möglichkeiten gegeben, im Falle einer nicht nachhaltigen Immobilienmarktentwicklung einzugreifen. Allerdings seien die Maßnahmen im Gesetzgebungsprozess verwässert worden, sodass weiterer Handlungsbedarf bestehe.
Sorgen über eine spekulationsgetriebene Immobilienpreisblase gebe es seit Jahren – nicht zuletzt, weil sie erhebliche Risiken für das Wirtschafts- und Finanzsystem mit sich bringen würde. Doch steigende Immobilienpreise seien, selbst wenn die Zunahmen deutlich sind, nicht zwingend ein Zeichen für eine entstehende Blase. Entscheidend sei vielmehr die Frage, ob die Entwicklung der Immobilienpreise durch fundamentale Faktoren gerechtfertigt ist, vor allem durch die Entwicklung der Nachfrage nach Immobilien und Wohnraum, der Mieten und der Einkommen. Eine Blase zeichne sich nur dann ab, wenn diese Faktoren nicht die entscheidende Rolle spielen. Seit Beginn der 2000er Jahre ziehen jedoch viele Menschen in Metropolen wie Berlin, Köln, Hamburg und München, während die Bautätigkeit dort meist nicht ausreiche, um die gestiegene Nachfrage zu decken.
Um die Frage, ob die steigenden Immobilienpreise auf eine Blase hinauslaufen, genauer zu klären, untersucht das DIW Berlin seit dem Jahr 2014 regelmäßig anhand spezieller statistischer Tests die Preisentwicklung in den 127 größten Städten Deutschlands. Die neuesten Berechnungen, die fortan jährlich aktualisiert werden, zeigten, dass die Preise zwar in nahezu allen Marktsegmenten zumindest zeitweise explosionsartig steigen, dies aber in den allermeisten Fällen mit Mietpreissteigerungen einhergehe. Der Anstieg der Immobilienpreise sei also aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht bedenklich. Nur bei Eigentumswohnungen, sowohl im Neubau- als auch im Bestandssegment, und bei Baugrundstücken erscheine zumindest in den großen Zentren eine Blasenbildung wahrscheinlich. Deutschlandweit gebe es zudem Indizien für Preisblasen bei Neubauwohnungen und Einfamilienhäusern. Allerdings mache das Neubausegment im Geschosswohnungsbau nur einen sehr kleinen Teil des Gesamtmarktes aus und Einfamilienhäuser sind in den untersuchten großen Städten weniger bedeutend.
Quelle: Pressemitteilung DIW (www.diw.de)