Geldanlage ist ein kompliziertes Thema. Und eines, bei dem für unvorsichtige und unerfahrene Anleger viele Gefahren lauern. Dennoch: Wer die simplen Regeln unseres kleinen Geldanlage-Einmaleins beachtet, der ist gut gerüstet, um den schlimmsten Anlage-Fallen aus dem Weg zu gehen und sein Geld erfolgreich anzulegen.
Das sind die zehn Grundsätze, die Sie immer bedenken sollten, wenn Sie Geld anlegen wollen:
1. Verdeutlichen Sie sich Ihre Ziele
Es klingt banal, dass man sich vor einer Geldanlage über die eigenen Ziele im Klaren sein muss. Selbstverständlich ist eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Zielen jedoch längst nicht. Für eine gute Planung und die richtige Entscheidung ist sie aber unerlässlich.
Nehmen Sie sich einige Stunden Zeit und schreiben Sie auf, was Sie von Ihrer Geldanlage – und von Ihrer Lebenssituation erwarten. Haben Sie mittel- oder längerfristig größere Anschaffungen vor? Planen Sie einen Umzug, oder möchten Sie eine Familie gründen? Vielleicht ist Ihre berufliche Situation unsicher oder Sie stehen kurz vor der Rente? Werden Sie in Zukunft höhere oder niedrigere monatliche Belastungen haben? Stehen Sie finanziell auf stabilen Beinen oder ist die Gesamtsituation unsicher und die Zukunft schwer abzusehen? Wollen Sie einmalig Geld anlegen oder lieber monatlich etwas sparen? Teilen Sie sich ihre Mittel auf: wollen Sie einen Teil langfristig anlegen und trotzdem notfalls verfügbar haben?
Die Geldanlagen müssen zu Ihren individuellen Zielen passen. Überlegen Sie daher auch, wo Ihre Prioritäten liegen: ist es die hohe Rendite, ist es die jederzeitige Verfügbarkeit oder die absolute Sicherheit? Diese drei Ziele kann keine Geldanlage gleichzeitig erreichen. Hohe Renditen können Sie nur erwarten, indem Sie auf Verfügbarkeit oder auf Sicherheit verzichten.
All das sind Fragen, die Sie sich stellen sollten, denn sie geben Aufschluss über sinnvolle und weniger sinnvolle Geldanlagemöglichkeiten.
2. Schuldentilgung hat Vorfahrt vor Geldanlage
Bevor Sie Geld anlegen, bedenken Sie eines: Kredite und Darlehen sind teuer. Sie kosten im Allgemeinen mehr Zinsen, als Sie mit der gleichen Summe bei einer Geldanlage erwirtschaften können. Das heißt für Sie, dass Sie immer zuerst versuchen sollten Schulden abzubauen, bevor Sie Geld anderweitig anlegen. Kredite und Darlehen abzuzahlen, ist meist die beste Geldanlage, die Sie machen können. Es gibt Ausnahmen von dieser Regel, zum Beispiel dann, wenn Steuern den Darlehenszins unterm Strich verringern, was etwa bei vermieteten Immobilien der Fall sein kann. Einige alte Bausparverträge bieten wegen der Bonuszinsen Renditen von bis zu vier Prozent und klassische Lebensversicherungen, die bis 2004 abgeschlossen wurden, haben Steuervorteile und je nach Anbieter können auch die garantierten Erträge nach Kosten noch um die drei Prozent erreichen.
Wer schuldenfrei ist und über eine ausreichend hohe Rücklage verfügt, vermeidet für die Zukunft auch, das Girokonto zu überziehen, wenn im Haushalt oder beim PKW ein Schaden ersetzt oder repariert werden muss. Am besten eignet sich hierfür ein gut verzinstes Tagesgeldkonto bei einer Bank mit deutscher Einlagensicherung.
3. Versicherungen können Vermögen schützen
Bestimmte Ereignisse können finanziell gravierende Auswirkungen haben. Die solideste Geldanlage kann sich im Nu in Luft auflösen, wenn Sie etwa für einen Schaden mit eigenem Vermögen haften müssen. Wer eine Familie zu versorgen hat, möchte diese womöglich nicht in finanzielle Engpässe treiben, wenn er unerwartet verstirbt oder wegen Krankheit oder Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Bedenken Sie diese Risiken. Viele davon sind in unserem Sozialstaat gut abgesichert, allerdings nicht immer in einem Umfang, der es Ihnen ermöglicht, den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten.
Wer den Lebensstandard durch den Eintritt bestimmter Risiken nicht gefährden will, kann sich entsprechenden Versicherungsschutz einkaufen. Nur Sie wissen, welche Risiken Sie absichern wollen, mit welchem Risikoschutz Sie sich wohler fühlen. Überlegen Sie auch, wie hoch der Versicherungsschutz sein soll. Müssen die Hinterbliebenen beispielsweise bis zum Renteneintritt versorgt sein oder reichen fünf Jahre, weil dieser Zeitraum ausreichend ist, um sich auf die neue Situation einzustellen? Vermeiden Sie Faustformeln und Checklisten, die Verkäufer gerne verwenden. Entscheidend ist alleine Ihr persönlicher Bedarf.
4. Können und wollen Sie Risiken tragen?
Je mehr Risiko Sie tragen desto höher können die Erträge ausfallen. Risiko ist also nicht etwas, was per se schlecht ist. Und Sicherheit hat ihren Preis, die Erträge sind dann einfach geringer, derzeit können Sie mit Glück gerade noch einen Inflationsausgleich schaffen, also die Kaufkraft Ihres Geldes erhalten. Entscheidend ist es daher, das Risiko so zu dosieren, dass Sie sich damit wohl fühlen. Es darf keine bösen Überraschungen geben, wenn die Aktienmärkte mal wieder Kapriolen schlagen. Die Höhe möglicher Verluste sollte Ihnen klar sein und Sie sollten damit umgehen können.
In Zusammenhang mit der persönlichen Bereitschaft zum Risiko ist auch die Risikotragfähigkeit wichtig. Denn nicht jeder, der gerne mehr Rendite haben möchte, kann sich ein höheres Risiko auf Grund der Lebenssituation auch erlauben. Wer von dem Vermögen seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, sollte in der Regel eher Wertschwankungen vermeiden, es sei denn das Vermögen ist so groß, dass die Schwankungen keine Rolle spielen.
5. Streuen Sie die Risiken
Egal ob Sie einen größeren Geldbetrag einmalig oder auch nur einen kleinen monatlichen Sparvertrag anlegen wollen: streuen Sie die Risiken! Kapitalmärkte bergen immer Risiken, auch wenn die Zeitungen auch eine noch so rosige Zukunft malen. Aktienkurse können immer einbrechen und Zinsen können jederzeit drehen. Verwechseln Sie Risikostreuung aber nicht damit, einfach nur mehrere Produkte zu kaufen. Wer nur Sparbriefe, Tagesgeld und Banksparpläne hat, streut die Risiken nicht! Entscheidend ist vielmehr die Anlageklasse, die Sie mit dem Produkt abbilden.
Zur Auswahl stehen grundsätzlich:
- Beteiligungen an Unternehmen, in Form von Aktien oder, noch breiter streuend in Form von weltweit anlegenden Aktienindexfonds.
- Schulden, oft auch Geldwerte genannt. In diese Kategorie fallen alle Ausleihungen, also auch Tagesgelder, Sparbriefe, Staatsanleihen oder Rentenfonds. Die klassischen Lebensversicherungen fallen auch in diese Kategorie, da sie vor allem Schuldtitel von Staaten und Banken kaufen.
- Immobilien, in Form des Eigenheims, der vermieteten Immobilie oder in Form von offenen Immobilienfonds, die auch für kleine Beträge Zugang zu dieser Anlageklasse bieten.
- Spekulationswerte wie Rohstoffe oder Edelmetalle. Diese Anlagen bieten keinen Zins und ihre Wertentwicklung ist höchst unsicher. Allerdings zählt man Gold wohl zum ältesten Zahlungsmittel der Menschheit und es hat noch jede Papierwährung (Kategorie: Schulden) überlebt.
Die Anlageklassen entwickeln sich in der Regel unterschiedlich. Wenn Aktien beispielsweise eher schwächeln, hatten in der Vergangenheit oft Anleihen die Nase vorn – und umgekehrt. Als in der Finanzkrise weltweit der Wert von Aktien und Schulden einbrach, boomte der Goldpreis. Verteilen Sie Ihr Vermögen auf alle diese Anlageklassen, dann schließen Sie ein Totalverlustrisiko praktisch aus und stabilisieren die Gesamtrendite. Man nennt die Risikostreuung auch Diversifikation.
6. Seien Sie skeptisch gegenüber Verkäufern
Bankberater und andere Finanzvermittler werden in der Regel auf Provisionsbasis bezahlt. Sie sind also Verkäufer. Deswegen müssen Sie davon ausgehen, dass Ihnen von diesen Beratern nur solche Produkte empfohlen werden, an denen die Verkäufer auskömmlich verdienen. Das gilt natürlich auch für den Sparkassenberater, selbst wenn er am Verkauf persönlich nichts verdient, Auch Sparkassen und Volksbanken verkaufen hauseigene Produkte oder Produkte von Dritten mit entsprechender Vertriebskooperation und setzen ihren Mitarbeitern Vertriebsziele. Was können Sie dagegen tun? Nichts. Sie können zwar weitere Konkurrenten um Rat fragen, die ebenfalls Verkäufer sind, und die Ihnen dann gegebenenfalls andere Produkte vorschlagen, nur wird es dadurch nicht gerade einfacher, eine Entscheidung zu treffen.
Wenn Sie sich selbst eine Meinung bilden wollen, können Sie auf unabhängige Quellen zurückgreifen, zum Beispiel auf Testberichte der Stiftung Warentest und auf Beratungsangebote der Verbraucherzentralen.
7. Sehen Sie die Wertentwicklungen der Vergangenheit kritisch
Man kennt das: Um Ihnen ein Produkt zu verkaufen, werden Ihnen schöne Grafiken mit nach oben strebenden Kurven vorgelegt. Das sei die bisherige Entwicklung, sagt man Ihnen, das sei ein 1A-Papier, mit dem man quasi nur gewinnen könne.
Wenn jemand im Beratungsgespräch das Gegenteil behauptet, dann sollten Sie sofort aufstehen und gehen, Derlei Prognosen dienen immer nur dem Vertrieb von Produkten und dem ständigen Umschichten von Wertpapieren. Mit seriöser Beratung, die stets Wert legen sollte auf eine angemessene Risikostreuung haben sie nichts zu tun.
8. Minimieren Sie Kosten und Provisionen
Kosten und Provisionen schmälern den Ertrag, den Sie mit einer Investition erzielen können. Die Kosten sind sicher, die müssen Sie immer bezahlen, während Zinserträge und positive Kursentwicklungen oft ungewiss sind.
Je nach Anlageprodukt treten verschiedene Kosten auf. Zu Grundgebühren für Konto- oder Depotführung kommen bei Wertpapieren die so genannten Ausgabeaufschläge. Da es sich hierbei um eine Vermittlungsprovision für den Erwerb von Wertpapieren handelt, können Sie diese grundsätzlich verhandeln. Bei Fonds fallen auch nach Verkauf noch Provisionen und andere Kosten an. Die wesentlichen laufenden Kosten gibt die Total Expense Ratio (TER) an. Wegen einer Vertriebsfolgeprovision, welche die Fondsgesellschaft an die Bank bezahlt, verdient Ihre Bank auch nach dem Verkaufsgespräch automatisch weiter an Ihnen. Bei geschlossener Beteiligungen verschwinden wegen der Kosten zuweilen bis zu zwanzig Prozent der Einzahlungen, was dann jede Aussicht auf positive Erträge fast schon zunichte macht.
Schauen Sie deshalb genau hin und fragen Sie im Zweifel nach. Die Kostenbelastung ist eines der wichtigsten Kriterien zur Beurteilung von Anlageprodukten. Auch die glänzendste Wertentwicklung in der Vergangenheit und die rosigsten Prognosen für die Zukunft sollten Sie nicht vom nüchternen Blick auf die Kosten abhalten. Es gibt auch günstige Produkte, ohne Provisionen. Erwarten Sie aber nicht, dass ein Verkäufer Ihnen diese empfehlen kann.
9. Dokumentieren Sie, was Ihr Anlageberater Ihnen rät
Die meisten Menschen können oder wollen sich nicht völlig selbstständig und ohne Beratung um ihr Vermögen kümmern. Viele gehen zu einer Bank oder zu einem so genannten unabhängigen Berater, der aber auch nur Produkte verkaufen kann und muss. Einige wenden sich auch an Honorarberater, die vom Kunden bezahlt werden und am Produktverkauf nichts verdienen.
An wen Sie sich auch wenden, die Beratung bleibt Vertrauenssache. Wer Beratung braucht, weiß es ja auch nicht besser als der Berater und kann daher auch nicht bewerten, ob der Berater seine Aufgabe gut macht. Da hilft auch keine Checkliste, mit der Sie sich etwa über die Qualifikation erkundigen können. Wer Ihr Vertrauen haben will, sollte sich das verdienen.
Sagen Sie das Ihrem Berater klar und deutlich. Dies setzt voraus, dass Ihr Berater zu 100 Prozent hinter dem steht, was er Ihnen im Gespräch gesagt hat.
10. Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Ziele und Strategien
Sie haben sich Ihre Ziele verdeutlicht, sich ausreichend informiert und eine fundierte Anlageentscheidung getroffen. Und nun?
In der Regel macht es keinen Sinn, Ihre Anlagen alle paar Monate umzuschichten, weil das nur erneute Kosten verursacht. Eine alte Börsenweisheit besagt zu recht: „Hin und Her macht Taschen leer“.
Trotzdem sollten Sie sich in regelmäßigen Abständen mit Ihren Finanzen beschäftigen. Denn Lebenssituationen können sich ändern, unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Nach einiger Zeit oder nach einem Erbe wird für Sie vielleicht nicht mehr die Rendite im Vordergrund stehen, sondern vor allem die Liquidität, weil sich Ihre Pläne geändert haben und Sie über das Geld schnell verfügen müssen.
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