Nach anderthalb Jahren im Krisenmodus auf dem Immobilienmarkt gibt es endlich Hoffnung: Die Rahmenbedingungen für die Immobilienfinanzierung verbessern sich allmählich, was den Kauf von Wohneigentum einfacher macht als noch vor einigen Monaten. Immobilienkäufer gewinnen erstmals wieder nennenswert an Kaufkraft zurück. Der Kaufkraftindex des Immobilienportals Immowelt ist im Vergleich zum Tiefststand im Dezember 2022 um zwölf Prozent gestiegen. Dieser Index berücksichtigt die Angebotspreise von Bestandswohnungen, Bauzinsen und Durchschnittsgehälter von 2017 bis heute. Der Hauptgrund für den jüngsten Anstieg sind die gesunkenen Zinsen. Je nach individueller Situation liegen die Zinsen für zehnjährige Darlehen derzeit bei rund drei Prozent, was einem Rückgang um einen Prozentpunkt im Vergleich zu vor ein paar Monaten entspricht. Gleichzeitig befinden sich die Kaufpreise derzeit auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2021. Im Deutschlandmittel sind die Angebotspreise von Bestandswohnungen vom Allzeithoch im Mai 2022 bis heute um zehn Prozent zurückgegangen – aktuell liegt der Quadratmeterpreis im Durchschnitt bei 3.124 Euro, während der Höchstwert bei 3.489 Euro lag.
Der starke Kaufkrafteinbruch im Jahr 2022 war eine Folge der gestiegenen Inflation, die sich nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem Anstieg der Energiepreise stark erhöht hatte. Um die Inflation zu senken, hat die Europäische Zentralbank erstmals seit einigen Jahren den Leitzins wieder schrittweise angehoben, was in der Folge die Bauzinsen stark ansteigen ließ. Zur Niedrigzinsphase gab es zehnjährige Darlehen für rund 1 Prozent Zinsen, zwischenzeitlich waren diese auf über 4 Prozent gestiegen. Aufgrund der Trägheit des Immobilienmarkts hatten die Angebotspreise erst fünf Monate nach den größeren Zinsanstiegen reagiert und sanken. Unter dem Strich ging der Kaufkraftindex im Jahr 2022 um 18 Prozent nach unten.
Nach dem ersten Schock im Jahr 2022 hat sich der Immobilienmarkt im Jahr 2023 an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst und die Kaufkraft ist laut Report relativ stabil geblieben. Bereits zur Niedrigzinsphase hatte sich die Kaufkraft durch die steigenden Kaufpreise stetig verschlechtert, wenngleich nicht so schnell wie in Folge der Zinswende. Seit Anfang 2017 – mit Start des Kaufkraftindex – bis 2022 mussten Immobilienkäufer Einbußen von 26 Prozent hinnehmen. Im gleichen Zeitraum hatten sich die durchschnittlichen Angebotspreise von Bestandswohnungen um 62 Prozent verteuert.
Insgesamt befindet sich der Kaufkraftindex aktuell 37 Prozent unter dem Wert zu Beginn der Aufzeichnung 2017. Doch auf Immobilienkäufer könnten nun wieder bessere Zeiten zukommen: In den zurückliegenden Monaten hat sich die Kaufkraft zum ersten Mal seit der Berechnung wieder spürbar erhöht.