Die Dresdner AfD will das Siegerdenkmal wieder aufbauen. Das stößt auf viel Unverständnis – nicht nur wegen des Striezelmarktes.
Germania, die bildliche Darstellung des Deutschen: 1880 wurde die Statue auf dem Altmarkt als Siegerdenkmal für den Deutsch-Französischen Krieg errichtet. In der Nazi-Zeit wurde sie von den Nationalsozialisten für deren Zwecke umgedeutet. Nun will die AfD sie zurück und ebenfalls umdeuten. „Als Mahnmal für die Bombardierung Dresdens am 13. Februar“, so Vize-Landeschef Maximilian Krah. Die Statue solle ein „würdiger“ Gedenkort werden.
Heute haben noch 19 deutsche Städte ein Germaniadenkmal. In 22 Städten gibt es diese Figuren nicht mehr, teilweise wurden sie wie in Dresden 1946 abgetragen. Obwohl von den Bomben nahezu komplett verschont, entschied man sich damals in Dresden, das Denkmal abzubauen. In den Städten, in denen die Germania noch steht, werden die Statuen gerne von Neonazis als Versammlungsort benutzt, oder sie lassen sich davor fotografieren. Doch AfD-Mann Krah sieht nicht die Gefahr, einen möglichen zentralen Versammlungsort für Neonazis zu schaffen. Vielmehr sei die Gedenkstelle für die Opfer des 13. Februars auf dem Altmarkt nicht ausreichend.
Bei Politikern anderer Parteien blitzt die AfD mit der Idee ab. „Die Linke als Friedenspartei lehnt die geschichtsrevisionistisch und militaristisch motivierte Forderung der sogenannten Alternative für Deutschland nach der Wiedererrichtung des Germaniadenkmals ab“, erklärt Fraktionschef André Schollbach. „Für ihre politischen Manöver nimmt diese Truppe sogar eine nachhaltige Schädigung unseres schönen Striezelmarktes in Kauf. Dessen bisheriges Konzept wäre nämlich im Falle der Installation eines derartigen Bauwerks nur noch unter erheblichen Einschränkungen umsetzbar.“ Genau das befürchtet auch FDP-Fraktionschef Holger Zastrow. „In der bisherigen Form wäre der Striezelmarkt nicht mehr möglich.“ Die Frauenkirche sei das größte und wichtigste Denkmal der Stadt für den 13. Februar. Sie sei Zeichen für Versöhnung und Frieden. „Das ist der intelligenteste Umgang mit dem Thema überhaupt“, so Zastrow. Der Germania-Vorschlag sei alt. Jan Mücke ( FDP) hatte im Jahr 2000 gefordert, das Denkmal auf den Altmarkt zurückzuholen. „Die Diskussion wurde damals abgeschlossen. Sie jetzt wieder zu eröffnen, ist typisch AfD. Wir wollen nicht noch ein Denkmal und noch ein Denkmal.“ Zumal die AfD es eben als Denkmal für den 13. Februar umdeuten will. „Das ist Geschichtsklitterung sondersgleichen“, schimpft Zastrow. „Braucht die AfD unbedingt einen Aufmarschplatz?“
Auch die SPD findet, dass die Zeit der Germania auf dem Altmarkt vorbei sein sollte. „Der fast 650 Jahre alte Altmarkt hat schon vieles erlebt. Auch 66 Jahre Siegerdenkmal in seiner Mitte, von dem Fritz Löffler sagte, es verderbe den ältesten Platz der Stadt“, so Fraktionschefin Dana Frohwieser. „Eine Germania mit Reichsschild und Reichsfahne zum Gedenken an einen preußischen Sieg über einen der Alliierten, die die Schrecken des Zweiten Weltkrieges beendeten haben, wieder aufzustellen, wird das Leben der Menschen in dieser Stadt genau so viel verbessern, als würden wir die kurfürstlichen Hoffeste und Turniere des 16. Jahrhunderts wieder einführen.“
Wennschon, dann solle eine geeignete Gedenkstätte geschaffen werden, die eindeutig sei, meint CDU-Fraktionschef Jan Donhauser. „Etwas, wo nichts reininterpretiert und umgedeutet werden kann. Und es darf nicht nach hinten gerichtet sein: Wir wollen nicht, dass Dresden zu einem Museum wird.“ Das Denkmal lehnt er ab. Und er hat noch eine spitze Bemerkung für seinen ehemaligen Parteifreund Krah: „Es ist immerhin neu, dass sich Herr Krah für die AfD in Dresden Gedanken macht. Davor habe ich davon noch nichts gehört.“
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