Die Immobilienpreise steigen, aber längst nicht überall und für alles. In mehreren Bundesländern sind ganze Häuser günstiger als Wohnungen, zeigt eine aktuelle Auswertung.
Immobilienkäufer wissen in der Regel, wonach sie suchen: Alt- oder Neubau, Wohnung oder Haus mit Garten, zentral oder im Grünen. Klar, dass in den Großstädten eher Wohnungen gesucht sind als Häuser. Das große Platzangebot im ländlichen Raum macht hingegen eher Häuser attraktiv. Das führt dazu, dass in vielen Bundesländern die Quadratmeterpreise für eine Wohnung über dem für Häuser liegen.
Eine aktuelle Auswertung des Immobilienfinanzierers Dr. Klein anhand der tatsächlich gezahlten Kaufpreise zeigt nun die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern auf: Käufer geben pro Quadratmeter in Bayern, Brandenburg und Hessen deutlich mehr für Wohnungen aus als für Häuser. So kostet eine Wohnung in Bayern durchschnittlich 3953 Euro pro Quadratmeter, ein Haus hingegen nur 2539 Euro (jeweils Medianpreise für Alt- und Neubauten). Ein Haus ist somit ganze 1414 Euro pro Quadratmeter günstiger.
In Brandenburg liegt diese Differenz bei 751 Euro, in Hessen bei 710 Euro. „In Bayern haben wir enge Metropolen und ein knappes Wohnungsangebot – hier wird in die Höhe gebaut“, sagt Jens Budke, Baufinanzierungsspezialist bei Dr. Klein. „Zudem gibt es weniger Bestandswohnungen als Neubauten auf dem Markt, das zieht den Preis zusätzlich nach oben.“
Dass auch in Hamburg für einen Quadratmeter einer Wohnung im Mittel 650 Euro mehr ausgegeben werden, als für ein Haus, leuchtet hingegen ein: Es fehlt das dünner besiedelte Umland mit einem entsprechend großen und günstigen Angebot an Wohnhäusern, wie es viele Flächenstaaten jenseits der Metropolen bieten. Das Hamburger Preisniveau spiegelt den Wohnungsmangel deutlich wieder. In der Hansestadt beginnen die Wohnungspreise erst bei 1370 Euro pro Quadratmeter – selbst für Altbauten. In nahezu allen anderen Bundesländern beginnt die Preisspanne bereits bei weniger als 700 Euro. Einzige Ausnahme: Schleswig-Holstein. Hier kosten Wohnungen mindestens 839 Euro. Die Vermutung liegt nahe, dass Hamburgs Speckgürtel für den höheren Durchschnittspreis sorgt.
Umgekehrt gibt es nur wenige Bundesländer, in denen ein Haus tatsächlich teurer ist als eine Wohnung. In Bremen etwa zahlen Hauskäufer für einen Quadratmeter eines Hauses 234 Euro mehr als für eine Wohnung, in Nordrhein-Westfalen 230 Euro mehr und in Sachsen-Anhalt immer noch 190 Euro mehr.
Auch zwischen den Bundesländern sind die Unterschiede groß: Die höchsten Preise für Wohnungen werden in Bayern (bis zu 11.974 Euro/qm), Hessen (bis zu 11.292 Euro/qm) und Berlin (bis zu 10.896 Euro/qm) gezahlt.
Besonders günstig mit Einstiegspreisen von weniger als 600 Euro/qm war das Angebot in den sieben Flächenländern Sachsen-Anhalt, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Im Schnitt waren Wohnungen in Hamburg mit 4097 Euro/qm mehr als dreimal so teuer wie Wohnungen in Sachsen-Anhalt, die im Durchschnitt 1237 Euro/qm kosteten.
Den größten Preisunterschied zwischen Alt- und Neubauwohnungen verzeichnete Dr. Klein übrigens in Bayern: 1466 Euro kostete dort der Quadratmeter Neubauwohnung im Schnitt mehr als eine Bestandswohnung. In den meisten Bundesländern liegt diese Differenz bei mindestens 1000 Euro, nur in Niedersachsen liegt sie leicht darunter.
Vergleicht man hingegen Neubau- mit Altbauhäusern, fällt diese Differenz regelmäßig geringer aus. Mit nur 31 Euro weniger pro Quadratmeter ist ein Altbau in Hamburg fast genauso teuer wie ein neues Haus. Den größten Preisunterschied zwischen Neu- und Bestandshaus verzeichnet hingegen Thüringen. Hier kostet der Neubau durchschnittlich 959 Euro mehr pro Quadratmeter als der Altbau – und das bei insgesamt niedrigem Preisniveau. Die Beispiele zeigen: der stark in Bewegung Immobilienmarkt ist längst nicht immer fair. Käufer müssen beim Preisvergleich genau hinsehen.
Quelle: WirtschaftsWoche
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